
Félix Chevrier ist 1884 in Épinal geboren. Er ist Gewerkschafts-Sekretär, Mitglied der sozialistischen Partei und Freimaurer, außerdem auch Schriftsteller, Sänger und Komponist. 1939 übernimmt er die Leitung des Heimes des OSE „Château Chabannes“ in St.-Pierre-de-Fursac nördlich von Limoges. Dort werden Flüchtlingskinder aus Berlin, Warschau und Paris aufgenommen. 1942 retten Mitarbeiterinnen des OSE über 100 jüdische Kinder aus dem Lager Rivesaltes und bringen sie in das Heim „Château Chabannes“, unter ihnen 55 aus Baden, der Pfalz und dem Saarland.
Bei der Razzia der Vichy-Polizei nach jüdischen Kindern am 26. August 1942 werden sechs über 15-Jährige verhaftet. Nach dieser Razzia organisiert der Betreuer Ernst Jablonski/Ernest Jouhy, der der verbotenen kommunistischen Partei angehört, Verstecke für die von Verschleppung bedrohten Kinder, darunter auch Adelheid und Sally Zloczower aus Pforzheim. Als am 1. September 1942 die Vichy-Polizei die Herausgabe von zehn Kindern fordert, erklärt er vier für unbekannt, weil die Namen falsch geschrieben sind, sechs sind nicht aufzufinden. Félix Chevrier erklärt, das Kinderheim sei kein Gefängnis. Unter den Geflüchteten ist auch Walter Bergheimer aus Mannheim. Dieser beschließt nach der ersten Razzia, in die Schweiz zu fliehen. Mit dem Einverständnis von Félix Chevrier und den Verantwortlichen des OSE erhält er richtige falsche Papiere auf den Namen „Eric Berger“ aus Strasbourg und sichere Adressen auf seinem Weg Richtung Schweiz, die er auf eigene Faust am 18. September 1942 – unter dem Stacheldraht hindurchkriechend – erreicht.
Félix Chevrier wird 2001 von Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt.
Autoren: Brigitte und Gerhard Brändle
Quelle: B.&G. Brändle: Gerettete und ihre Retter*innen. Jüdische Kinder im Lager Gurs, hrsg. von IRG Baden, Karlsruhe 2021.
Bildquellen: AJPN, Wikipedia, Yad Vashem Dossier 8482
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